Entstehungsgeschichte

Die Entstehungsgeschichte: ein Gesprächsausschnitt

„Als Kind war ich“, sagt Paul S. Norman in einem Hintergrundgespräch, „eine Art ‚Fremdländer‘ in einer unbekannten Welt, anfangs ‚eingewickelt‘ in eine unverständliche Sprache. So ungefähr alles um mich herum, auch der Alltag, war erstmal exotisch. Ich war damals, als wir nach Australien gingen, ja gerade mal sieben Jahre alt. Umso mehr hängst du natürlich an dem, was du kennst. Bei mir war das alles, was mich mit dem vertrauten Deutschland verband, vorneweg meine Eltern, die Sprache, die Sitten und Gebräuche, die ich von zu Hause her kannte.

Später, als junger Mann, studierte ich Historik. Dabei interessierte mich ganz selbstverständlich die jüngere deutsche Geschichte, insbesondere die Zeit des Nationalsozialismus. Das blieb für mich auch nach dem Studium ein immerwährendes Thema. Während meiner Studienzeit in Berlin habe ich damals mit vielen Augenzeugen gesprochen. Sie haben mir unglaubliche Geschichten berichtet und viele traurige Schicksale geschildert. Das Gehörte ist teilweise in den vorliegenden ersten Band der Roman-Trilogie eingeflossen.

Nach dem Tod meiner Eltern fand ich in ihrem Nachlass ganze Bündel von Briefen, die sie sich während des Krieges geschrieben hatten. Sie hatten jedes Schreiben nummeriert, damit sie kontrollieren konnten, ob sie auch alle erhielten. Vater beschrieb darin seinen Kriegsalltag, und trotz seiner vorsichtigen Ausdrucksweise sind seine Niedergeschlagenheit, seine Angst und seine Verlorenheit spürbar. Und Mutter schrieb von den Bombardierungen an der „Heimatfront“, den Entbehrungen und ruhelosen Nächten mit Fliegeralarm im Minutenabstand. Ich war beim Lesen aufgewühlt bis ins Innerste…

In dieser Korrespondenz wurde immer wieder ein gemeinsamer Freund meiner Eltern erwähnt, ein Pianist, der wenige Jahre vor dem zweiten Weltkrieg in Berlin geboren worden war. Ich habe als erwachsener Mann diesen elterlichen Freund persönlich kennen gelernt: ein hochsensibler, aufrichtiger Mensch und begnadeter Künstler. Wir haben uns unzählige Male getroffen, er war sogar für längere Zeit bei mir in Australien. In intensiven, stundenlangen Gesprächen berichtete er mir mit erstaunlicher Offenheit sein durchaus auch nach dem Krieg ungewöhnliches Leben. Als ich ihn fragte, ob ich seine Erlebnisse für einen Roman verwenden dürfe, stimmte er dem uneingeschränkt zu. Seine einzige Bedingung war, dass sein Name und die zahlreicher anderer Personen sowie einige weitere Details verändert würden. Seine Geschichte ergab also das Grundgerüst für „Das seltene Glück des Curt Ehrenberg“. Es dauerte dann noch über vier Jahre, mit den erforderlichen Recherchen, bis das Manuskript des „Curt“ fertiggestellt war.“


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