Das Universitätsklinikum Charité Berlin ist heute die größte Universitätsklinik Europas. In ihrer über dreihundertjährigen Geschichte wurde hier unzähligen Menschen geholfen. Aber auch die Charité war in das „rassenmedizinische“ Konzept zur Zeit der nationalsozialistischen Diktatur aktiv eingebunden. Hunderte Ärzte, Wissenschaftler und Krankenschwestern jüdischen Glaubens waren in den 1930er Jahren an der Charité tätig, bis sie von den Nationalsozialisten vertrieben, ins Exil gezwungen oder ermordet wurden.
Viele medizinisch Verantwortliche Reichsdeutschlands nahmen bereitwillig am nationalsozialistischen System der Rassenhygiene teil: Zwischen 45 und 60 Prozent aller Ärzte waren Mitglieder der NSDAP. Von den zwanzig beim Nürnberger Ärzteprozess angeklagten Ärzten hatten acht an der Charité gearbeitet. Besonders zu erwähnen ist Karl Brandt, Chirurg an der Charité und gleichzeitig Hitlers „Begleitarzt“. Als „Euthanasiebeauftragter“ war er mitverantwortlich für die Ermordung tausender Menschen mit Behinderungen, darunter auch 5000 Kinder. Karl Gebhardt, ebenfalls Chirurg an der Charité und Himmlers „Leibarzt“, zeichnete für Versuche an Menschen in Ravensbrück, Hohenlychen und Auschwitz verantwortlich.