In seinem Werk „Philosophie der neuen Musik“ setzt sich Adorno mit der sog. „seriellen Musik“ auseinander. Das 1949 erschienene Buch wurde nicht zuletzt als Plädoyer für die Musik der Zweiten Wiener Schule (Schönberg, Berg, Webern) gelesen und gilt als sein musikphilosophisches Hauptwerk.
In den 1920er-Jahren hatte Adorno bei Alban Berg Komposition studiert. Bei den internationalen Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt, dem Zentrum der musikalischen Nachkriegsavantgarde, trat der kritische Theoretiker als Sachwalter der Schönberg-Schule auf. Auch zeigte er sich aufgeschlossen gegenüber der jungen, seriell arbeitenden Komponistengeneration: Pierre Boulez und Karlheinz Stockhausen.
Dennoch kritisierte er an der Schönbergschen Zwölftontechnik das Mechanistische und wurde in den 50er Jahren ein noch schärferer Kritiker des Serialismus. Mit Heinz-Klaus Metzger, dem Wortführer der jungen Komponisten, focht er öffentlich vehemente Dispute aus.
In der Einleitung zum Buch thematisiert Adorno einen radikalen Autonomisierungsprozess der modernen Musik, den er als eine Reaktion auf die Ausbreitung der Kulturindustrie interpretiert. Die musikalische Avantgarde entziehe sich dem kommerzialisierten Musikbetrieb, indem sie allen ästhetischen Konventionen abschwöre. Die in den beiden Hauptkapiteln vorgenommene Analyse fokussiert auf den Begriff des „Materials“, der die Gesamtheit der musikalischen Mittel bezeichnet. Das Material versteht Adorno als „sedimentierter Geist, ein gesellschaftlich, durchs Bewusstsein von Menschen hindurch Präformiertes“. Daher ist für ihn die Auseinandersetzung des Komponisten mit dem Material zugleich eine Auseinandersetzung mit der Gesellschaft.
Näheres siehe u. a. unter den unten genannten Quellen.
Quelle: https://www.deutschlandfunkkultur.de/theodor-w-adorno-und-die-neue-musik-der-kritische-weg-ist.3819.de.html?dram:article_id=451670 sowie https://de.wikipedia.org/wiki/Philosophie_der_neuen_Musik